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Vortrag auf dem Tag des deutschen Familienunternehmens 2022
2022-07-01 17:50


Sehr geehrter Herr Prof. Kirchdörfer, sehr geehrter Herr Dr. Stoll,

meine Damen und Herren,

liebe Freunde der Stiftung Familienunternehmen und Politik,

guten Tag!

Vielen Dank für Ihre freundliche Einladung. Es ist mir eine große Freude und Ehre, erneut beim Tag des deutschen Familienunternehmens dabei zu sein.

Im vergangenen Jahr habe ich online an dieser Veranstaltung teilgenommen. Damals setzte die Coronapandemie der Weltwirtschaft gerade zu und die Stabilität der Lieferketten gab Grund zur Sorge. Die Öffentlichkeit debattierte viel über die Sicherheit der Lieferketten. Protektionismus und wirtschaftliche Entkopplung waren heiße Diskussionsthemen. Das ist nun ein Jahr her. Leider ist die Pandemie immer noch nicht ausgestanden. Geopolitische Krisen haben den ohnehin schon bestehenden Druck auf die Weltwirtschaft und den internationalen Handel noch verschärft, was vermehrt ideologische Rivalitäten und irrationale Impulse der Abkopplung auf den Plan ruft.

Selbst die optimistischsten Unternehmer mögen vor diesem Hintergrund Zukunftssorgen umtreiben. Nicht nur, weil wir vor einer Ära des Umbruchs voller Instabilität und Ungewissheit stehen, sondern auch, weil die wirtschaftliche Globalisierung auf nie dagewesenen Gegenwind stößt. Die uns vertrauten Vorstellungen von freiem Handel und offener Zusammenarbeit, die China und Europa Wohlergehen und Wohlstand gebracht haben, stehen plötzlich auf dem Prüfstand. Handel, Investitionen und Technologie werden zunehmend politisiert, wenn nicht sogar als Waffe gebraucht. Dies stellt China und Deutschland – als zwei weltweit wichtige Handelsnationen – sowie auch die chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit zweifellos vor neue Herausforderungen.

Die Welt steht nun an einem neuen Scheideweg. Wir müssen uns entscheiden, wohin die Reise im internationalen Handel und in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gehen soll. Ich verfolge seit geraumer Zeit die hiesigen Erwägungen und Debatten in Politik, Wirtschaft, Denkfabriken und Medien über Deutschlands außenwirtschaftliche Zusammenarbeit und Handelspolitik. Im Kontext der Pandemie und des Ukraine-Konflikts habe ich volles Verständnis für die Sorgen der deutschen Unternehmer um die Stabilität der Lieferketten und die wirtschaftliche Sicherheit, die durch geopolitische Risiken gefährdet wird. Die chinesische Wirtschaft teilt diese Sorgen auch. Dies gilt insbesondere, wenn einzelne Länder bei jeder Gelegenheit Wirtschaftssanktionen verhängen, Handels- und Zollkriege anzetteln, ja die Globalisierung sogar als Waffe einsetzen. Von “America First” bis “Friend-shoring” – all dies sorgt dafür, dass die Globalisierung den Rückwärtsgang einlegt. Sinn und Zweck des internationalen Handels ist es, den freien Fluss von Waren, Kapital und Dienstleistungen zwischen verschiedenen Ländern zu gewährleisten sowie den Austausch in Wissenschaft, Technologie und Kultur zu fördern. Die Bedeutung der Globalisierung liegt nicht zuletzt in der internationalen Arbeitsteilung durch die industrielle Lieferkette. Über sie können wir uns in unseren Stärken ergänzen und Win-win-Kooperationen erreichen. Dass sich Wettbewerbsvorteile aufrechterhalten lassen, die durch Protektionismus und ungerechtfertigte Unterdrückung anderer Länder erlangt werden, glaube ich hingegen nicht. Auch ist es für mich schwer vorstellbar, dass sich Deutschland angesichts eines doch riesigen Weltmarktes mit fast 200 Ländern dafür entscheiden könnte, nur mit den etwa 40 westlichen Nationen mit ähnlichen Gesellschaftssystemen Geschäfte zu machen.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde!

In mehr als 40 Jahren Reform und Öffnung ist China zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gereift. Die schiere Größe unserer Wirtschaft und unser von Europa abweichender Entwicklungsweg haben in Deutschland und Europa einige Wettbewerbsbedenken, ja sogar Ängste ausgelöst. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Doch wie sagt man im Deutschen so richtig: „Die Angst ist ein schlechter Ratgeber”. Wer sich in seinem Urteil von Angst leiten lässt, zieht wohlmöglich die falschen Schlüsse. China ist eine wichtige Einflussgröße im aktuellen Wandel, aber eben eine konstruktive. Wir setzen uns für die Aufrechterhaltung der Globalisierung und des multilateralen Freihandelssystems ein. Denn letztlich geht es hier auch um Chinas eigene Entwicklung und Prosperität. Einzelne westliche Länder ermahnen China immer wieder, sich an die regelbasierte internationale Ordnung zu halten. Aber wenn sie chinesische Hightech-Unternehmen mit unlauteren Mitteln zurückdrängen oder die Chip-Lieferungen nach China künstlich drosseln, wo sind dann die Forderungen nach fairem Wettbewerb? Wo bleiben dann Regeln und Ordnung? Internationale Spielregeln müssen von allen Beteiligten befolgt und gewahrt werden. Sie dürfen nicht nur eigennützigen Interessen dienen, geschweige denn darf man hier mit zweierlei Maß messen. Die westlichen Demokratien werden nicht müde, das Recht auf gleichberechtigte Mitbestimmung zu betonen. Wie kann es dann sein, dass in den internationalen Beziehungen die Regeln und Normen nur von einigen wenigen Ländern festgelegt und bestimmt werden? Unilateralismus, Protektionismus, künstlich herbeigeführte Entkopplung und Brüche in den Industrieketten, wenn nicht sogar der Versuch, die Welt in den Strudel eines neuen Kalten Krieges mit rivalisierenden Lagern zurückzustoßen – dies sind letztlich die größten Herausforderungen für unsere derzeitige internationale Ordnung und Handelszusammenarbeit.

Es ist unbestreitbar, dass Wettbewerbsängste die Wahrnehmung einiger Europäer gegenüber China gerade verändern. Der frühere Partner wird nun zunehmend als Wettbewerber und sogar Systemrivale gesehen, die Zusammenarbeit steht nicht mehr im Vordergrund. Ich bin mir sicher, Sie alle kennen die dreifache Positionierung „Partner, Wettbewerber und Systemrivale“. Dieser Dreiklang ist derzeit bei einigen Menschen groß in Mode. Auf dem Tag der Industrie vor zwei Wochen machte der BDI-Präsident, der diesen Dreiklang einst geprägt hat, einige Äußerungen über den Systemwettbewerb mit China und die Notwendigkeit, sich für eine Seite zu entscheiden. Das hat mich zwar nicht überrascht, aber solche Sichtweisen und Positionen gegenüber China, die auf Konfrontationskurs gehen, schüren letztlich nur noch mehr Ängste und Verwirrungen. In jüngster Zeit haben sich einzelne Politiker außerdem dafür ausgesprochen, einen Rückzug aus der Zusammenarbeit in all denjenigen Bereichen zu erwägen, die China im Systemwettbewerb Vorteile verschaffen könnten. Das reicht sogar bis zu der Forderung, den Austausch und die Zusammenarbeit mit China in Wissenschaft, Technologie und Bildung einzuschränken oder ganz einzustellen.

„Deutschland muss im Umgang mit China selbstbewusster auftreten.” Diesen Satz hört man einige deutsche Politiker immer wieder sagen. Ich stimme dem voll und ganz zu. Doch gegenüber China Härte zu zeigen oder sich abzukoppeln, sind definitiv keine Zeichen von gesundem Selbstvertrauen. Offen gesagt sehe ich die größte Herausforderung für die chinesisch-europäischen Beziehungen momentan nicht in bestehenden Unterschieden, sondern in der Mentalität. Es sind unsere Einstellungen, die unsere Wahrnehmung bestimmen und die Art, wie wir mit Unterschieden umgehen. Dass sich China ganz offensichtlich in Geschichte, Kultur, Gesellschaftsordnung und Entwicklungsstand von Europa und Deutschland unterscheidet, ist objektiver Fakt. Unterschiede müssen aber nicht zwangsläufig zu Konfrontation führen. Die erfolgreiche Praxis der chinesisch-deutschen Beziehungen der letzten fünf Jahrzehnte sowie auch das rasante Fortschreiten der Globalisierung seit dem Ende des Kalten Krieges haben ganz klar gezeigt: solange wir beharrlich nach Gemeinsamkeiten suchen und Unterschiede im Geiste von Offenheit, Toleranz und gegenseitigem Respekt zurückstellen, können wir Unterschiede in Systemen und Weltanschauungen überwinden und eine für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit erreichen.

Am Baum unserer Weltgemeinschaft gleicht kein Blatt dem anderen. Die menschliche Zivilisation ist das Ergebnis des bunten Zusammenlebens verschiedener Kulturen, Religionen und Wertvorstellungen. Der Umgang zwischen Nationen ist wie der zwischen Menschen: Wir sollten Unterschieden mit Offenheit und Toleranz begegnen und die Entscheidungen anderer respektieren, statt ihnen unsere eigenen Maßstäbe aufzuzwingen oder zu versuchen, sie zu ändern. In diesem Sinne hat „Wandel durch Handel“ von Anfang an das falsche Ziel gesetzt. Wie würde wohl Deutschland reagieren, wenn China mit diesem Ziel vor Augen die Zusammenarbeit sucht? Dennoch stimmt es, dass Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit Länder mit unterschiedlichen Systemen und Kulturen stärker verbinden können und so letztlich auch zu mehr Verständnis und Annäherung führen. Diese positive Rolle darf nicht verneint werden. Doch das Scheitern der Losung „Wandel durch Handel“ darf keinesfalls als Vorwand dafür dienen, Konfrontation und Abkopplung zu fördern.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde!

Freunde findet man nicht nur unter Gleichgesinnten, sondern auch unter denen, die trotz Unterschieden nach Gemeinsamkeiten suchen. Bei der Betrachtung von Unterschieden und Differenzen ist objektives und rationales Denken gefragt, statt sich von „politischen Korrektheiten“ oder ideologischen Vorurteilen leiten zu lassen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland in den letzten gut 50 Jahren hat gezeigt, dass beide Länder zu Partnern werden können, die gemeinsam Dinge bewegen und gemeinsam wachsen, anstatt Konkurrenten in einem Nullsummenspiel mit Gewinnern und Verlierern zu sein. Ich möchte nun noch einige Themen ansprechen, die für die deutsche Wirtschaft, insbesondere für Familienunternehmen, von allgemeinem Interesse sind. Außerdem möchte ich auf Chinas Ansichten über die zukünftige Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit zwischen beiden Seiten eingehen.

Erstens erlaube ich mir einige Worte darüber, wie wir das Thema Wettbewerb einordnen. Als grundlegendes Merkmal einer Marktwirtschaft spielt der Wettbewerb eine positive Rolle. Mit seiner Öffnungspolitik und der Einbeziehung ausländischer Investoren setzt China ja gerade auf den so genannten „catfish effect“ des Wettbewerbs. Trotz des enormen Drucks auf chinesische Unternehmen wurden so die Marktdynamik und Innovationskraft in unserem Land stimuliert. Die Wettbewerbsfähigkeit von „Made in Germany“ beruht auf exzellentem handwerklichen Können sowie beharrlichen Innovationsanstrengungen, und nicht etwa auf der Unterdrückung von Konkurrenten. China hat durchaus Verständnis für das berechtigte Anliegen deutscher und europäischer Unternehmen, ihre wirtschaftlichen und technologischen Wettbewerbsvorteile zu wahren. Daran ist auch nichts auszusetzen. Gleichzeitig aber sollte auch Chinas legitimes Recht auf Entwicklung respektiert werden. Der Ausschluss von Kooperationen aus Angst vor Wettbewerb, wenn nicht sogar Technologie-Blockaden und die Entkopplung von wissenschaftlicher Forschung und Bildung sind definitiv nicht der richtige Weg, um mit gesunder Konkurrenz umzugehen.

Der Umfang des Handels zwischen China und Europa hat sich in den letzten 40 Jahren um das 250-Fache erhöht, und das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland ist in den letzten fast 50 Jahren um mehr als das 800-Fache gestiegen. Angesichts einer derart engen Wirtschaftszusammenarbeit ist es nicht verwunderlich, dass es einige Wettbewerbskonflikte gibt. Doch ich bin überzeugt, jeder Unternehmer hat eine Messlatte, um die Vor- und Nachteile einer Zusammenarbeit mit China abzuwägen. Sonst gäbe es schließlich nicht so viele europäische Unternehmen, die den Aussichten des chinesischen Marktes weiterhin optimistisch gegenüberstehen. Chinas Bruttoinlandsprodukt mag fast viermal so hoch sein wie das deutsche, doch haben wir eben auch eine 17-mal größere Bevölkerung. Chinas Pro-Kopf-BIP beträgt daher immer noch weniger als ein Viertel des deutschen. Gewiss ist China zwar in den Industrieketten einiger Branchen aufgestiegen, aber in den meisten Industrien befinden wir uns eben noch immer im mittleren und unteren Segment der Wertschöpfungskette. Daher ergänzen sich China und Europa in ihrer Zusammenarbeit nach wie vor mit ihren jeweiligen Stärken. Beide Seiten können durchaus einen Weg der Win-win-Kooperation ebnen, auf dem eins plus eins größer als zwei wird.

Es stimmt, dass der Wettbewerb auf dem chinesischen Markt härter geworden ist. Neben der gestiegenen Konkurrenzfähigkeit chinesischer Firmen ist auch ein wachsender Zustrom ausländischer Unternehmen dafür verantwortlich. Objektiv führt das dazu, dass sich deutsche Betriebe bei ihren Geschäften in China weniger „wohl“ fühlen als früher. Manche fürchten gar, auf dem chinesischen Markt nicht mehr gebraucht zu werden. Aber dieses Unbehagen ist dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb geschuldet und liegt nicht daran, dass Chinas Politik für Auslandsinvestitionen oder das Investitionsumfeld weniger freundlich wären. Chinas Marktoffenheit hat sich im Vergleich zu den Anfängen der Reform und Öffnung und sogar im Vergleich zu vor einem Jahrzehnt erheblich verbessert. China ist nach wie vor ein Wachstumsmarkt und die mittlere Einkommensgruppe dürfte in Zukunft von 400 Millionen auf 800 Millionen anwachsen. Der Markt ist also groß genug und ich glaube, dass „Made in Germany“ genügend Wettbewerbsfähigkeit besitzt. Es schlummert zudem noch großes Kooperationspotenzial für unsere beiden Länder in Bereichen wie fortschrittliche Fertigung, Dienstleistungshandel, Digitalwirtschaft, Energiewende, Fahrzeuge mit neuer Energie und Gesundheit. Es gibt also eine Fülle von Möglichkeiten. Natürlich hängt die Rolle, die Deutschland auf Chinas künftiger Wirtschaftskarte spielen wird, letztlich davon ab, ob deutsche Unternehmen ihre Chancen auch nutzen können. Deutschland ist seit langem Spitzenreiter in Europa bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China, und wir würden uns freuen, wenn es diese führende Position beibehält.

Zweitens möchte ich unsere Sicht auf wirtschaftliche Abhängigkeiten schildern, ein Thema, das ja momentan sehr aktuell ist. Der Ukraine-Konflikt hat Deutschlands Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von einzelnen Märkten verschärft, was ich gut nachvollziehen kann. Die Idee, nicht alles auf eine Karte zu setzen, ist im Hinblick auf die Risikostreuung nicht per se problematisch. Auch China ist stets bemüht, keine übermäßigen Abhängigkeiten zu schaffen, da die wirtschaftliche Verflechtung im Rahmen der Globalisierung nie eine Einbahnstraße ist. Wie ich bereits erwähnt habe, liegt die Bedeutung der Globalisierung in der internationalen Arbeitsteilung in der Lieferkette. Sie ermöglicht es, dass wir uns in unseren Stärken ergänzen und Win-win-Kooperationen erreichen. Die chinesisch-deutsche Industriekette bewegt sich zunehmend von Ergänzung hin zu Integration. Einerseits ist dies ein Ergebnis von Marktgesetzen und unternehmerischen Entscheidungen, andererseits aber auch Folge der internationalen Arbeitsteilung in einer globalisierten Welt. Künstlich eine Abkopplung oder Unterbrechung der Industrieketten aus politischen Motiven beziehungsweise durch politischen Druck herbeizuführen, wird die Instabilität und Unsicherheit nur vermehren. Wie ich bereits auf dem Tag des deutschen Familienunternehmens im vergangenen Jahr betont habe, wird eine abgekoppelte Welt nur noch instabiler. Sie wird Europa und Deutschland auch keinen Frieden und Wohlstand bringen.

Ehrlich gesagt, mache ich mir auch keine allzu großen Sorgen über eine Entkopplung der chinesischen und der deutschen Wirtschaft. Denn eine De-Globalisierung widerspricht dem historischen Trend und den Gesetzen des Marktes. Sie ist weder vernünftig noch realistisch und liegt auch nicht im Interesse der deutschen Wirtschaft.

Bedauerlicherweise gibt es in Deutschland trotzdem immer noch Menschen, Denkfabriken und Medien, die gerne das Narrativ „Demokratie versus Autorität“ propagieren. Sie trennen Kooperationspartner auf Grundlage vermeintlicher Werte und Ideologien, nehmen durch „politische Korrektheiten“ die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Geiselhaft und forcieren mit dem Argument des Systemwettbewerbs die wirtschaftliche Entkopplung von China. Weltwirtschaft und Technologie künstlich in Blöcke zu unterteilen, ist die Mentalität des Kalten Krieges und ein historischer Rückschritt. Bundeskanzler Scholz bezeichnete vor kurzem auf dem Weltwirtschaftsforums in Davos, die De-Globalisierung als einen „Holzweg“. Und Präsident Xi Jinping betonte in einer Videokonferenz auf dem Weltwirtschaftsforum Anfang dieses Jahres, dass „die wirtschaftliche Globalisierung der Trend der Zeit ist“. Er sagte: „Die Länder sollten an einem echten Multilateralismus festhalten, Mauern einreißen statt aufbauen, sich öffnen statt sich isolieren, einander einbinden statt abkoppeln, und den Aufbau einer offenen Weltwirtschaft fördern.“ Ich denke, dies sollte die gemeinsame Antwort von China und Deutschland für den zukünftigen Aufbau des Welthandels sein.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde!

Chinas bisheriger wirtschaftlicher Aufstieg wurde unter offenen Rahmenbedingungen Realität. Und auch in Zukunft lässt sich eine qualitativ hochwertige Wirtschaftsentwicklung in China nur unter noch offeneren Bedingungen erreichen. Dass wir heute wettbewerbsfähiger sind, bedeutet keineswegs, dass wir keine ausländischen Investitionen mehr bräuchten. Und unsere stärkere Innovationskraft macht uns noch längst nicht technologisch autark. Unser doppelter Wirtschaftskreislauf steht nicht für das Streben nach äußerer Abkopplung, und auch wegen der Coronapandemie wird sich unser Land nicht in selbstgewählte Abschottung begeben. Chinas zukünftige Entwicklung ist nach wie vor auf internationale Zusammenarbeit angewiesen. Ganz gleich, wie sich die Weltlage entwickelt, Chinas Tür nach außen wird nicht geschlossen. Chinas Politik in Bezug auf die Nutzung ausländischer Investitionen wird sich nicht ändern, genauso wenig wie der Schutz der legitimen Rechte und Interessen für Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung. Wir werden unsere Dienstleistungen für Firmen aus aller Welt, die in China investieren oder sich dort niederlassen, nach wie vor verbessern. Auch daran wird sich nichts ändern. China setzt seine Integration in die Weltwirtschaft konsequent fort.

Als wichtige Handels- und Produktionsnationen sind unsere beiden Länder auf eine friedliche und stabile Welt der offenen Zusammenarbeit angewiesen. Es liegt im gemeinsamen Interesse Chinas, Deutschlands und Europas, zu vermeiden, dass die Zeitenwende das Rad der Geschichte zurückdreht, dass der Eiserne Vorhang in Europa wieder fällt, die Welt in Blockkonfrontation zurückrutscht und die Globalisierung sich umkehrt. Lassen Sie uns die Kultur- und Systemunterschiede offener und pluralistischer betrachten, den Wettbewerb positiver und rationaler angehen, ideologische Vorurteile und Meinungsunterschiede beiseitelegen. Lassen Sie uns aktuelle Probleme in der Weltwirtschaft sowie bei internationalem Handel und Investitionen gemeinsam lösen und unsere Expertise und Stärken einbringen, um gemeinsam globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen und die internationale Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Dies ist nicht nur die richtige Richtung für die künftige Zusammenarbeit zwischen China, Deutschland und Europa, sondern auch unsere gemeinsame internationale Verantwortung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


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