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Rede des Botschafters Wu Ken anlässlich des 125. Jubiläums der KUKA AG
2023-07-20 15:00

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder, Frau Oberbürgermeisterin Weber,

sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender Mohnen, Herr Finanzvorstand Tan, 

und sehr geehrter Vizepräsident von Midea, Herr Gu,

meine Damen und Herren, liebe Freunde,

mit großer Freude nehme ich an den heutigen Feierlichkeiten teil und bedanke mich bei Herrn Mohnen recht herzlich für die Einladung. Bitte gestatten Sie mir zunächst, der KUKA AG im Namen der Chinesischen Botschaft zum 125. Geburtstag zu gratulieren!

An meinen Besuch am Hauptsitz von KUKA hier in Augsburg zu Beginn meiner Amtszeit vor vier Jahren erinnere ich mich gerne zurück. In diesen vier Jahren, und insbesondere in den drei Jahren der Corona-Pandemie, hat sich die Welt jedoch dramatisch verändert. Die Deglobalisierung greift verstärkt um sich, die Stabilität der internationalen Lieferketten ist erheblich gesunken, Wirtschaftskooperationen werden zunehmend versicherheitlicht, das heißt als Sicherheitsproblem pauschalisiert, und offener Handel und Wirtschaftswachstum stehen dauerhaft unter Druck. Diese ungünstigen äußeren Rahmenbedingungen sind für die Unternehmen unserer beiden Länder, einschließlich KUKA, eine große Herausforderung. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass, wie ich von Herrn Mohnen erfahren durfte, KUKA dem Druck der angespannten Wirtschaftslage standhalten und nach V-förmiger Erholung im letzten Jahr Rekordumsätze erzielen konnte. Dem Traditionsunternehmen ist es damit gelungen, eine neue Dynamik zu entwickeln. Auch dazu möchte ich Ihnen herzlich gratulieren. 

Freilich ist mir bewusst, dass es nicht einfach gewesen sein dürfte, einen solchen Erfolg zu erzielen. Da es sich bei KUKA um den weltweit führenden Anbieter von intelligenten Automatisierungslösungen handelt, hat die „grenzüberschreitende Verheiratung“ des Konzerns mit Midea von Anfang an viel Aufmerksamkeit erregt. Selbstredend mangelte es im Hinblick auf KUKAs Kooperation mit China und insbesondere die Übernahme durch Midea im Jahr 2016 nicht an Zweifeln oder gar Kritik und Widerspruch. Aber die Fakten sprechen für sich: Nach der „grenzüberschreitenden Verheiratung“ gab es für KUKA nicht nur kein bitteres Erwachen, sondern Midea, eines der Top-Privatunternehmen Chinas, hat sich sogar als idealer Partner herausgestellt. Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen bedeutet für KUKA ein Mehr an Möglichkeiten und Kanälen bei der Erschließung des chinesischen Marktes. Gleichzeitig werden Bayern und Augsburg nach wie vor KUKAs Heimat bleiben. Expertenorganisationen sagen voraus, dass der chinesische Markt für Industrieroboter in den nächsten fünf Jahren womöglich mit einem durchschnittlichen Jahreswachstum von mehr als 20% weiterwachsen wird. Im vergangenen Jahr erzielte KUKA ein Viertel seines weltweiten Umsatzes auf dem chinesischen Markt, was einer Steigerung von fast 50% im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Dies ist auch ein Beleg für das Potenzial und die Perspektiven auf dem Wachstumsmarkt China. Die Entwicklung, die KUKA bis heute hingelegt hat, ist die beste Antwort auf die Bedenken und Zweifel einiger Menschen und ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen. 

Wichtig zu erwähnen ist, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Midea und KUKA ohne die großartige Unterstützung Bayerns und der Stadt Augsburg nicht möglich gewesen wäre. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei Ministerpräsident Söder, beim stellvertretenden Ministerpräsidenten, Herrn Aiwanger, und bei Oberbürgermeisterin Weber bedanken, ebenso wie bei den anwesenden Gästen aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen, denen die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit seit langem ein Anliegen ist und auf deren Unterstützung gezählt werden kann. Tatsächlich gehen die Kooperationen zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen ja weit über den Zusammenschluss von KUKA und Midea hinaus: Allein in Bayern unterhalten mehr als 2.000 Unternehmen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen nach China, und Bayern ist für über 400 chinesische Unternehmen zur zweiten Heimat geworden. Im bundesweiten Vergleich der Zusammenarbeit zwischen deutschen Bundesländern und China sticht Bayern seit vielen Jahren hervor. Dies ist jedoch keine Selbstverständlichkeit, sondern unweigerlich auf die offene und integrative Herangehensweise der Bayerischen Staatsregierung und Bevölkerung und die pragmatische Zusammenarbeit zurückzuführen. Wir werden nicht vergessen, welchen Beitrag der frühere bayerische Ministerpräsident Strauß und die nachfolgenden Vorsitzenden der CSU und bayerischen Regierungsvertreter zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern geleistet haben.

Meine Damen und Herren,

die Jubiläumsfeierlichkeiten stehen unter dem Motto „Keep on Moving“ – und genau das kennzeichnet auch die derzeitigen chinesisch-deutschen Beziehungen. Die drei Jahre der Pandemie haben den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland stark eingeschränkt und auch die Entfremdung und Kluft in der gegenseitigen Wahrnehmung vergrößert. Deshalb sind neue Impulse in den bilateralen Beziehungen mehr als notwendig. Ebenso wie man in der Produktion darauf angewiesen ist, dass Industrieroboter stabil und zuverlässig laufen, ist die Stabilität auch in der heutigen Welt des Wandels und der Turbulenzen ein höchst wertvolles Gut. Eine stabile, reife und berechenbare Beziehung zwischen China und Deutschland liegt nicht nur im grundlegenden Interesse beider Länder und ihrer Völker, sondern trägt auch zu einer gesunden Entwicklung der Beziehungen zwischen China und Europa bei und verleiht dieser Welt voller Variablen mehr Sicherheit und Gewissheit.

Aus diesem Grund wählte Ministerpräsident Li Qiang im vergangenen Monat Deutschland als allererstes Ziel seiner ersten Auslandsreise seit seinem Amtsantritt. Dieser Besuch sowie die chinesisch-deutschen Regierungskonsultationen, das erste physische Treffen nach der Pandemie, haben den Startschuss für eine umfassende Wiederbelebung des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern in verschiedenen Bereichen gegeben. An dieser Stelle möchte ich mich auch im Namen der chinesischen Seite noch einmal bei Herrn Ministerpräsident Söder für den herzlichen und freundlichen Empfang der chinesischen Delegation bedanken. Die Gastfreundschaft der Menschen in Bayern hat uns wieder einmal sehr beeindruckt. Der Besuch von Ministerpräsident Li war eine Reise, die unsere Freundschaft fortsetzt und die Zusammenarbeit vertieft. Zum einen ist sie ein positives Signal nach außen, dass China und Deutschland gemeinsam an Dialog und Zusammenarbeit festhalten und sich gemeinsam gegen Entkopplung und einen Abbruch der Lieferketten stellen. Zum anderen macht sie den Unternehmen beider Länder, die Kooperationen weiterverfolgen, Mut und Zuversicht.

Meine Damen und Herren, 

ein altes chinesisches Sprichwort besagt: „Kümmere dich nicht um die Zukunft und du wirst die Gegenwart betrauern.“ Bei der Lösung von Problemen ist es also wichtig, dass wir langfristig denken. Gleichzeitig sind eine gewisse Vorsicht und Risikobewusstsein notwendig und förderlich, und angesichts der sich überlagernden Auswirkungen der Pandemie und geopolitischer Krisen kann ich die Sorgen der Unternehmen um die Sicherheit ihrer Lieferketten auch nachvollziehen. Es gibt jedoch auch ein altes deutsches Sprichwort, das besagt: „Angst ist kein guter Ratgeber.“ Man sollte nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten“, nur weil man sich Sorgen um Risiken macht oder gar Angst vor Wettbewerb hat. Wir können den Wandel nicht ignorieren, und noch weniger dürfen wir uns von äußeren Einflüssen und Veränderungen die Sicht versperren und uns vom Weg abbringen lassen. Ich erinnere mich noch gut an die Worte von Ministerpräsident Söder in seiner Rede beim Festessen für Ministerpräsident Li Qiang, nämlich dass die Bedeutung von Dialog und Kommunikation noch nie so groß war wie in der heutigen Zeit globaler Herausforderungen und dass wir internationale Verbindungen und Zusammenarbeit aufrechterhalten und auf Kooperation statt auf Konfrontation setzen müssen. Das deutsche Sprichwort „Wer alleine arbeitet, addiert. Wer zusammenarbeitet, multipliziert“ gibt uns bereits die richtige Antwort im Hinblick auf Risiken und Herausforderungen. Genau wie Ministerpräsident Li Qiang bei seinem Besuch in Deutschland betonte, sind China und Europa bzw. China und Deutschland Partner und keine Rivalen. Risikoprävention und Zusammenarbeit stehen nicht im Widerspruch. Der größte Unsicherheitsfaktor ist keine Entwicklung zu haben und das größte Risiko ist keine Zusammenarbeit einzugehen. Was ich in Bayern und bei vielen bayerischen Unternehmern sehe, ist nicht nur Mut zur Zusammenarbeit, sondern vielmehr Selbstbewusstsein.

Bereits seit über vierzig Jahren, seit Beginn der Reform und Öffnung Chinas, steht der Welt das Tor zum chinesischen Markt offen und wird sich auch in Zukunft nicht mehr schließen. Deutschland und insbesondere zahlreiche deutsche Unternehmen sind unsere verlässlichen Partner auf dem Entwicklungsweg der Modernisierung chinesischer Prägung. Tatsachen belegen, dass systemische Unterschiede und abweichende Anschauungen die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit bisher nicht behindert haben. Solange wir ein objektives und rationales Verständnis füreinander aufbringen und die Prinzipien des gegenseitigen Respekts und des Umgangs auf Augenhöhe zu beiderseitigem Vorteil wahren, können beide nur gewinnen. In diesem Sinne hoffe ich aufrichtig, dass KUKA auch weiterhin ein Vorzeigebeispiel der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern bleiben wird. Auch bin ich davon überzeugt, dass chinesische Unternehmen, einschließlich Midea, weiterhin am Geist der Win-Win-Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nutzen festhalten werden und gemeinsam mit ihren deutschen Partnern ihre unternehmerische Verantwortung aktiv wahrnehmen und ihren eigenen Beitrag zum Wohle der Mitarbeiter in beiden Ländern sowie der Entwicklung Chinas und Deutschlands leisten. 

Abschließend möchte ich mich noch einmal für die Einladung bedanken und wünsche KUKA für die Zukunft weiterhin viel Erfolg. Vielen Dank!

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