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Botschafter Shi Mingde spricht in Wiesbaden über Wirtschaftsbeziehungen
2016-06-01 16:14
 

WIESBADEN - Seine persönlichen Beziehungen zu Deutschland reichen weit zurück: Zwölf Jahre studierte und arbeitete er in der DDR, danach war er 14 Jahre im wiedervereinigten Deutschland tätig. Seit 2012 ist Shi Mingde Botschafter der Volksrepublik China in Berlin. Auf Einladung der Europa-Union Wiesbaden sprach der Diplomat über die „Beziehungen der Weltmacht China zu Europa, Deutschland und Rhein-Main". Und verwahrte sich gleich gegen den Begriff „Weltmacht": Zwar sei China mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von zehn Billionen US-Dollar die zweitgrößte Wirtschaftsmacht hinter den USA, doch nur wenn man die absoluten Zahlen betrachte.

Bei einem Pro-Kopf-Vergleich lande China nur noch auf dem 90. Rang. Um den Stand von Deutschland zu erreichen, müssten noch etwa 40 Jahre vergehen. Die Zeiten des zweistelligen Wachstums seien zwar vorbei, doch mit 6,7 Prozent stehe die Volksrepublik im internationalen Vergleich immer noch gut da.

So schnell wolle man auch gar nicht mehr wachsen, sagte der Botschafter, denn für die rasante Entwicklung der vergangenen 35 Jahre habe sein Land einen hohen Preis bezahlt: Umweltschäden, Luftverpestung, verseuchte Flüsse. Für eine nachhaltige Effizienzsteigerung sei China auf die Zusammenarbeit mit anderen Industrieländern wie Deutschland angewiesen. Seit vielen Jahren sei Deutschland Chinas größter Handelspartner in Europa, China seinerseits der größte Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU. Etwa 8200 deutsche Firmen seien derzeit in China tätig, insgesamt habe die Bundesrepublik im Laufe der Jahre über 40 Milliarden US-Dollar in China investiert. Was früher eine Einbahnstraße gewesen sei, funktioniere mittlerweile auch in die andere Richtung: Inzwischen gebe es in Deutschland mehr als 2000 chinesische Unternehmen, davon 400 im Rhein-Main-Gebiet.

Bei allem Willen zur Zusammenarbeit gebe es allerdings auch Reibungspunkte. „Immer nur ‚Menschenrechte, Menschenrechte', als gäbe es keine anderen Themen", ärgert er sich über das Chinabild in der deutschen Öffentlichkeit. Der Botschafter fordert Respekt und einen Dialog auf Augenhöhe. China habe als einzige der antiken Hochkulturen seit 5000 Jahren überlebt, und das solle auch respektiert werden. „Natürlich sind wir bereit zu lernen, aber nicht in der Rolle des Lehrlings."

Starkes Europa

Auch dass die Europäer seinem Land den Status „Marktwirtschaft" verwehrten, trotz anderslautender Zusagen, wurmt den Diplomaten. „Wo bleibt denn da die politische Glaubwürdigkeit?" Man müsse miteinander sprechen und Kompromisse finden, fügte er etwas versöhnlicher hinzu.

China setze auch weiterhin auf ein starkes Europa in einer multipolaren Welt, bekräftigte Shi Mingde. „Wir hoffen, dass es den Europäern bald besser geht, damit sie mehr Geld für unsere Produkte ausgeben können", ergänzte er mit einem Augenzwinkern. (Wiesbadener Kurier, von Martina Meisl)

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