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Eigene Eindrücke aus Xinjiang
2021-04-22 23:36

Im September / Oktober 2019 verbrachte ich selber mit meiner Familie und chinesischen Verwandten aus Beijing ca. vier Wochen in Xinjiang. Wir fuhren mit unserem Auto drei Tage u.a. durch die Wüste Gobi auf einer durchgehenden Autobahn von Beijing über Hami nach Urumqi, der Hauptstadt von Xinjiang. Wir besuchten fast die ganze Provinz auf der folgenden Route: Urumqi – Burqin – Kanas See und Kanas Gebirge – Karamay – Sayram See – Yining (Illu) – Bayanbulak – Kuqa – Aksa – Kashgar -Karakorum Highway – Hotan – durch die Taklamakan Wüste – Turfan und wieder drei Tage zurück nach Beijing.

Während sich im Norden und Westen der Provinz hautsächlich Kasachen und Mongolen befinden, ist der Süden hautsächlich von Uiguren bewohnt (und große Teile der Hauptstadt Urumqi). Xinjiang wird im Westen häufig als unterentwickeltes Gebiet dargestellt. Das ist aber absolut nicht der Fall. Es gibt eine umfangreiche Infrastruktur für Flug, Bahn und Autos. Allein durch die Taklamakan Wüste gibt es drei Autobahnen. Die Städte sind modern und unterscheiden sich kaum von anderen Städten in China.

Was uns allerdings sofort auffiel, waren die umfangreichen Polizeikontrollen auf den Autobahnen und anderen Straßen in Xinjang. Wir hatten z. B. 66 Polizeikontrollen während unserer Reise in Xinjiang. Dort wurden jedoch alle Reisenden kontrolliert, egal ob Uiguren, Kasachen, Han-Chinesen oder Ausländer. Diese Kontrollen bestanden jedoch nur darin, dass alle durch eine Polizeistation gingen und dort eine automatische Erfassung ihrer ID-Karten durch Auflegen auf einen Scanner stattfand.

Weiterhin fiel uns auf, dass alle Tankstellen extrem gesichert waren (mit Stacheldraht und Sperren) und dort streng kontrolliert wurde (Kofferraum und Motorraum wurden durchsucht, geöffnete Flaschen mussten ausgeleert werden, Spiegel wurden für die Untersuchung der Autounterseite eingesetzt. Man erzählte uns, dass es vor einigen Jahren Angriffe von uigurischen Terroristen auf Tankstellen gegeben habe. Jedes Hotel, jedes Restaurant, jedes Wohnquartier, jeder Basar und jeder größere Laden wurde durch Scanner und Wachtposten gesichert. Es gab auch überall bewaffnete Polizeistreifen und sehr viele kleine Polizeistationen. Und vor allem jede Menge Überwachungskameras.

Die Leute mit denen wir sprachen erzählten uns, dass sie sich jetzt – auch aufgrund der o.a. Sicherungsmaßnahmen - wesentlich sicherer fühlen würden. In den letzten drei Jahren habe es keinen einzigen terroristischen Akt mehr gegeben. Davor wäre die Provinz fast im terroristischen Chaos versunken. Beispiele dafür gibt es zur Genüge (siehe https://www.youtube.com/watch?v=S2yWUopabvE&t=14s)

In Kashgar heulten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ununterbrochen sämtliche zur Verfügung stehenden Polizeisirenen. Auf unsere Nachfrage erklärte uns ein Offizieller: „Die Sirenen dienen nur zur Beruhigung der Bevölkerung und evtl. Terroristen werden dadurch abgeschreckt". Eine wohl etwas fragwürdige Methode.

Weder uns als Ausländer noch unseren chinesischen Verwandten aus Beijing wurden bei der Einreise irgendeine App auf unsere Handys gespielt oder die Handys zur Kontrolle abgenommen. Solche Berichte kann ich daher nur als Teil des Chinabashings ansehen.

In unseren Hotels wurden wir niemals von chinesischen Polizisten aufgesucht oder kontrolliert. Wir konnten uns in Xinjiang völlig frei bewegen. Nur für den Besuch von zwei Bezirken mussten wir eine Genehmigung beantragen (für Bayanbulak und für den Karakorum Highway). Die wurden aber ohne unser Zutun von einem Reisebüro organisiert; waren also reine Formsache.

Während unseres Besuchs haben wir viele Mitglieder verschiedener Volksgruppen (auch Uiguren) in ihren traditionellen Kleidern gesehen. Viele trugen auch einen Bart oder Turban. Auch die Berichte, dass das eine sofortige Verhaftung bedeuten würde, sind in meinen Augen reine Propaganda. Wir haben etliche Moscheen gesehen und besucht und trafen dort auch immer Uiguren an, die ihre religiösen Riten absolvierten. Nirgendwo haben wir zerstörte Moscheen oder Gräberfelder gesehen. Die Gräberfelder befinden sich meistens hinter den Moscheen und werden ausgiebig gepflegt. Berichte, dass Moscheen und Gräberfelder zerstört wurden, der Besuch von Moscheen verboten sei, sind in meinen Augen wieder reines China-bashing.

Natürlich haben wir uns ob der vielen Überwachungen und Kontrollen unbehaglich gefühlt. Gleichzeitig hatten wir jedoch auch immer das Gefühl, dass wir in Xinjiang keiner Gefahr aussetzen wurden. Und dass diese Gefahr real ist bzw werden kann, wird schon durch Berichte über Tausende fundamentalistische Uiguren bewiesen, die auf Seiten von IS und Al Kaida in Syrien und im Irak gekämpft haben und nach deren Niederlage versuchen, wieder nach Xinjiang zu kommen.

Dieter Böning

Vorsitzender der GDCF Düsseldorf e.V.

Quelle: Newsletter von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher China-Gesellschaften (ADCG)

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