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Botschafter Shi spricht mit Reuters: China rechnet mit Rekord-Handelsjahr mit Deutschland
2014-10-06 17:03
 

Trotz nachlassender Konjunktur in Deutschland erwartet China einen weiteren Boom in den Wirtschaftsbeziehungen beider Länder. "Wir rechnen damit, dass 2014 ein neues Rekordjahr im gemeinsamen Handel wird", sagte Chinas Botschafter in Deutschland, Shi Mingde, in einem am Donnerstag veröffentlichten Reuters-Interview.

Er kündigte eine Fülle von Abkommen zwischen den weltgrößten Exportnationen bei den dritten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen Ende kommender Woche in Berlin an. Zudem würden Visa -Erleichterungen für chinesische Geschäftsleute und Touristen sowie ein strategischer Dialog beider Länder auch in der Außen- und Sicherheitspolitik vereinbart.

Besorgt äußerte sich Shi über die wirtschaftliche Entwicklung in Europa. "Wir wollen nicht, dass die gesamte EU in eine Rezession geht. Europa ist unser wichtigster Handelspartner", betonte der Botschafter. "Derzeit spüren wir eine sinkende Nachfrage aus Europa - das ist für uns ein Problem." Mit Sorge beobachte Peking zudem zunehmende protektionistische Tendenzen in der EU. "Das sieht man etwa an der wachsenden Zahl von Anti-Dumping-Verfahren."

Er hoffe, dass die neue EU-Kommission auf Gespräche und nicht Eskalation setze. "Die EU sollte zudem das Investitionsschutzabkommen mit China vorantreiben - das wird sicher auch ein Thema bei den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen sein", kündigte Shi an.

Europa sollte zudem so schnell wie möglich Gespräche über eine gemeinsame Freihandelszone beginnen. "Ich verstehe nicht, wieso die EU mit allen möglichen Ländern wie den USA oder Indien Freihandelsabkommen anstrebt - aber nicht mit China."

Deutschlands Sonderrolle

China werde an seiner Politik der wirtschaftlichen Öffnung festhalten, versicherte Shi. Deshalb dürfe man das Vorgehen der chinesischen Kartellbehörden auch gegen ausländische Automobilhersteller und -zulieferer in China nicht falsch verstehen. Dabei handele es sich keineswegs um eine besondere Bestrafung ausländischer Firmen.

90 Prozent der Verfahren nach dem chinesischen Anti-Monopolgesetz richteten sich vielmehr gegen chinesische Firmen. Die ausländischen Autohersteller hätten zudem Verstöße zugegeben. Er erwarte gerade im Automobilsektor neue Verträge während des Besuches des chinesischen Ministerpräsidenten in Deutschland, kündigte der Botschafter an.

Die finanziellen Unregelmäßigkeiten bei der an der Frankfurter Börse gelisteten chinesischen Firma Ultrasonic bezeichnete der Botschafter als Einzelfall. "Das beeinträchtigt nicht die gemeinsamen Beziehungen. Wir arbeiten zusammen, um solche Fälle zu untersuchen und künftig zu vermeiden", kündigte er an. Chinesische Firmen müssten bei ihren Investitionen in Deutschland lernen, wie die Steuergesetze in Deutschland und der EU funktionierten und wie man etwa gute Beziehungen zu den Gewerkschaften unterhalte.

Shi betonte zudem die Sonderrolle, die Deutschland bei den außenpolitischen Kontakten Chinas spiele. "So eine Intensität des Besuchsaustauschs auf hochrangiger Regierungsebene haben wir seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1972 noch nicht erlebt", sagte er mit Hinweis auf das nun bereits dritte Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der chinesischen Führung in diesem Jahr.

"China hat mit keinem anderen westlichen Staat solche hochrangige Regierungskonsultationen, auch mit den USA nicht." An den Gesprächen nähmen mehr als 20 Minister aus China teil, von deutscher Seite mindestens 13 Kabinettsmitglieder, sagte er. Parallel findet in Hamburg ein deutsch-chinesisches Wirtschaftstreffen teil, zu dem mehr als 300 chinesische Unternehmer anreisen sollen.

Shi kündigte an, dass vor allem das Thema Innovation in den Mittelpunkt der bilateralen Kontakte gestellt werden sollten. China werde 2015 auch Partnerland der Cebit-Computermesse in Hannover sein.

 

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