Home Über uns Wirtschaft und Handel Kontakt Konsularservice Bildung Presse Links
 
Home > Der Botschafter  > Vorträge
Rede des Botschafters auf dem Abschlußkonzert des chinesischen Kulturjahrs in Berlin am 13.1.2013
2013-01-14 02:34
 

Sehr geehrter Herr Staatsminister Neumann,

Sehr geehrte Staatssekretäre,

Exzellenzen,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Freunde,

 

wir sind heute zusammen gekommen, um den Ausklang des erfolgreichen chinesischen Kulturjahrs 2012 in Deutschland zu feiern. 2012 war das Jahr des 40. Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland, ein Jahr der immer enger werdenen Kooperation beider Länder, ein Jahr zusehends direkter Begegnungen der Menschen und der Kulteren in beide Richtungen.

 

"Wer sich selbst und andere kennt,

Wird auch hier erkennen:

Orient und Okzident,

Sind nicht mehr zu trennen."

 

Diese Verse vom großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1827 sind heute so aktuell, dass wir seine Weisheit und Weitsicht nicht genug bewundern können. Wir leben in einem Zeitalter der Globalisierung, die aber ein ambivalentes Phänomen ist. Sie hat einerseits uns viele positive Impulse gebracht, andererseits sind mit ihr auch viele neue Konflikte und strukturelle Probleme entstanden: Kulturen rücken näher zueinander, wodurch interkultureller Dialog genauso möglich wurde wie Konflikte zwischen den Kulturen. Aufgrund dieser Überlegung hat das chinesische Kulturjahr "die Kooperation und den Dialog " auf seine Fahne geschrieben. Im vergangenen Jahr hat es in mehr als 40 deutschen Städten über 500 Veranstaltungen gegeben, deren Spektrum von Musik, Theater, Modern Tanz, Film, Architektur, zeitgenössische Kunst bis zur Literatur, Philosophie reicht, die dank Bemühungen und Kooperation zwischen chinesischen und deutschen Kulturinstitutionen große Erfolge zu verzeichnen haben. Insgesamt sind etwa 1500 chinesische Künstlerinnen und Künstler nach Deutschland gekommen, es fanden nicht nur Ausstellungen und Aufführungen, sondern auch, vor allem Austausch und Begegnungen statt. Dabei hatte China Gelegenheit, seine anderen Facetten zu zeigen: seine Auseinandersetzung mit der übermächtigen eignen 5000 jährigen Tradition und der ebenso dominaten westlichen Moderne der letzten 100 Jahre; seine Reflexion auf die sich mit atemberaubendem Tempo verändernde Gegenwart und seine Suche nach neuen Ausdrucksformen. Ich glaube, all das wurde vom deutschen Publikum mit Freude und Erstaunen, mit Nachdenklichkeit und Kritik aufgenommen, weil es so herausfordernd wie spannend war.

Ich möchte hier auch die Gelegenheit nutzen, mich im Namen der chinesischen Regierung bei der Bundesregierung, bei allen Bundesländern, bei vielen deutschen Städten und deutschen Kulturinstitutionen, die ich hier leider nicht einzeln namentlich nennen kann, recht herzlich für Ihre großen, tatkräftigen Unterstützungen zu bedanken. Mein Dank gilt auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ohne Ihre Mitwirkung wäre der Erfolg des chinesischen Kulturjahrs undenkar.

 

Wenn wir die alten philosophischen Vordenker lesen, ich nenne hier den chinesischen Philosoph Konfuzius und den deutschen Humanist Nikolaus Cusanus als Beispiele, gelangen wir unbeschwert zu der Einsicht, dass die Vielfalt der kulturellen Perspektiven vielmehr ein notwendiges und konstruktives Moment der Welt-Gesellschaft ist. Jede Kultur hat ihr berechtigtes Anliegen und bestimmten Zugang zur Wahrheit, gleichzeitig hat sie ihre Begrenztheit. Deshalb kann keine kulturell-sprachlich bedingte Sichtweise dabei für sich beanspruchen, die einzig richtige und der Mittelpunkt der Welt zu sein. Die Anerkennung der kulturellen Vielfalt und der Begrenztheit jeder Kultur baut Vorurteile ab und fordert zu einem wechselseitigen Dialog auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung heraus.

In dieser Hinsicht haben wir so viele Vorreiter und Vorbilder: Kant, Hegel, Max, Nietsche und Habermas gehören zu den einflussreichsten deutschen Philosophen in China, Goethe, Leipniz, Hesse haben uns vorgemacht, wie bereichernd es sein kann, wenn man die fremden Kulturen kennenlernt und sich damit beschäftigt.

Was wir heute abend hören werden, ist ebenfalls ein überzeugendes Beispiel dafür. Alle wissen, Gustav Mahler hat seine Komposition  "Das Lied von der Erde" durch chinesische Tang-Gedichte inspirieren lassen; auf Anregung vom chinesischen Chefdirigent Tang Muhai, den wir heute abend erleben dürfen, hat der deutsche Komponist Cord Garben das Werk von Mahler neu bearbeitet. Auf die Premiere gleich sind wir alle sehr gespannt.

China und Deutschland sind zwei große Kulturnationen mit langer Geschichte und alten Traditionen. Vor 40 Jahren hatte man hierzuland kaum was von China gewusst. Heute ist das Interesse überaus groß. Dennoch ist das Chinabild in Deutschland und Europa unvollständig. Deshalb sind unsere Anstrengungen, sich besser kennenzulernen und zu verständigen, umso wichtiger und sinnvoller. Von einer Völkerverständigung und Vökerfreundschaft im wahrsten Sinne des Wortes werden alle Beteiligten profitieren. Es lohnt sich, ständig daran zu arbeiten und sich beharrlich dafür einzusetzen. In diesem Sinne, wünsche ich der Aufführung viel Erfolg und Ihnen allen gute Unterhaltung!

Vielen Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

 

 

 

 

Suggest to a friend
  Print