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Botschafter Shi Mingde sprach im Interview mit Augsburger Allgemeine über bilaterale Zusammenarbeit
2014-05-13 17:18

Frage: Herr Botschafter, Sie waren in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in Deutschland tätig. Wie haben sich aus Ihrer persönlichen Sicht die deutsch-chinesischen Beziehungen in dieser Zeit entwickelt?

Shi Mingde: China hat mit Deutschland vor 42 Jahren diplomatische Beziehungen aufgenommen. Die Kontakte haben sich seither dynamisch entwickelt. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Beziehungen vorbildlich. Eine große Rolle spielt der Handel, der heute 161 Milliarden US-Dollar im Jahr ausmacht. Die Politiker beider Länder besuchen sich regelmäßig. Die Beziehungen sind geprägt von politischem Vertrauen, gegenseitiger Sympathie und substanzieller Zusammenarbeit.

Frage: Haben Sie auch ein Auge auf die Landwirtschaft in Deutschland und in Bayern? Sie sollen ja während der Kulturrevolution zwangsweise in der Landwirtschaft gearbeitet haben...

Shi Mingde: Nach meinem Studium in Deutschland kam ich nach China zurück, mußte für ein Jahr Schweine züchten. Damals war das für mich eine schwierige Zeit, aber im Nachhinein gesehen war es auch eine Bereicherung. Die Landwirtschaft in Deutschland und Bayern ist hochmodern, sehr effizient. China ist dabei, seine Landwirtschaft zu modernisieren. Wir können noch eine Menge lernen. Deswegen kommen immer wieder Delegationen, um die deutsche und bayerische Landwirtschaft kennenzulernen.

Frage: Viele deutsche Konzerne haben in China bereits Fuß gefasst. Kleinen und mittelgroßen Unternehmen scheint es schwerer zu fallen, dort zu investieren und auf dem Markt Fuß zu fassen...

Shi Mingde: Ca. 8000 deutsche Unternehmen sind in China tätig, das sind bei weitem nicht alles Großkonzerne. Wir versuchen, den mittelständischen Firmen mehr Informationen anzubieten und Brücken zu bauen. Wir helfen auch vor Ort mit Rat und Tat.

Frage: Oft gibt es aber Probleme, weil China seine Märkte nicht geöffnet hat ...

Shi Mingde: Wir haben schon unseren Markt geöffnet, und werden weitere Bereiche für ausländische Unternehmen öffnen. Gerade im Bereich Umwelt, Energiespar-Technik, Abfallbehandlung, Abwasserentsorgung, aber auch bei der Energieproduktion, speziell aus Kohle.

Frage: Im Berliner Gropius-Bau läuft gerade die große Ausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei, der zur Eröffnung keine Ausreisegenehmigung aus China erhielt. Haben Sie sich die Ausstellung angesehen?

Shi Mingde: Ich habe die Ausstellung bisher nicht besichtigt.

Frage: Wollen Sie es noch tun?

Shi Mingde: Es gibt unterschiedliche Auffassungen. Dies hat wenig mit Politik oder Kunst zu tun. Über die moderne Kunst kann man geteilter Meinung sein. Es gibt aber ein juristisches Problem. Deswegen bin ich nicht dafür, dass man die Sache politisiert oder emotionalisiert. Wenn man Steuern hinterzieht, muss man zur Verantwortung gezogen werden. Schauen Sie den Fall Hoeneß: Das hat wenig mit Fußball zu tun, das ist ein juristisches Problem. So ist das auch bei Herrn Ai. Er hat aber die Freiheit, künstlerisch tätig zu sein. Die in Berlin ausgestellten Werke hat er großenteils erst in letzter Zeit geschaffen, und sie konnten problemlos nach Deutschland transportiert werden.

Frage: Wie behandelt China generell seine Dissidenten, die Kritik an der kommunistischen Partei üben? Wie lange werden dabei noch Methoden angewandt, die im Westen als rechtsstaatlich bedenklich gelten?

Shi Mingde: Die Medien haben die Sache sehr politisiert und ideologisiert. Diese Personen werden nicht zur Verantwortung gezogen, weil sie die Regierung oder die Partei kritisieren, sondern weil sie gegen Gesetze verstoßen haben. Wer dies tut, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Das ist bei uns nicht anders als bei Ihnen.

Frage: Wie sieht es mit der Freiheit im Internet aus? In China ist ja nicht jede soziale Plattform frei zugänglich...

Shi Mingde: Wir haben 1,2 Milliarde Handy-Nutzer und über 600 Millionen Internet-Nutzer. Jeder kann seine Meinung äußern, jeder kann sich im Netz bewegen. Aber es gibt auch im Internet rechtliche Beschränkungen. Dies gilt für Deutschland und auch für China.

(Das Interview führte Winfried Züfle)

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